THE HAMPTONS

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Cat. Foto © Dörte Welti

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Zugegeben: Nicht das Bild der märchenhaften Welt, die man gemeinhin sieht von dem Island, das sich entlang der Ostküste der USA erstreckt und zum Staat New York gehört. Aber wir wollten ja auch nicht das bestätigt sehen, was man sowieso von überall her kennt.

Wenn man nicht unbedingt darauf aus ist, anderen Prommis und VIPs in die Arme zu laufen, sollte man off season in die Hamptons fahren. Mehr zufällig verschlug es mich und meine jüngste Tochter mitten auf unserem US-Roadtrip VOR einem der wichtigsten Amerikanischen Feiertage, dem Memorial Day, nach Long Island, aber wir hätten es nicht besser planen können. Keine Verkehrsstaus auf dem 190 Kilometer langen Landstück, und eigentlich gäbe es jede Menge freie Häuser, Hotelbetten oder Appartements zu mieten. Allein, schon zu dieser Jahreszeit, in der Aufwärmphase zur High Season, sind die Preise gepfeffert, aber ein Airbnb Bett bzw. Zimmer für Zwei mit Familienanschluss pro Nacht für ca US$ 90 ist für uns total in Ordnung. Wir landen in Brookhaven die erste Nacht, vier Hunde im Haus sind ein unerwartetes Extra-Plus für meinen Teenager, die gerne die nächsten 12 Wochen in der Gesellschaft der Vierbeiner verbringen würde….

Am nächsten Tag starten wir unsere Erkundungstour, das, wovon ich seit Jahren träume, will endlich erfahren werden im wahrsten Sinne des Wortes: Die Hamptons. Wir cruisen erst ein wenig auf dem Highway 495 bis zum Schild Westhampton und dann der Küste nach, entlang des Atlantik, vorbei an unglaublich grossen Strandhäusern. Wir fahren die gesamte Dune Road ab und sehen kaum Menschen. Nur Gärtner, Maintainance People und Handwerker, die die Villen für die Ankunft ihrer Besitzer vorbereiten. Die Häuser, sie stehen die meiste Zeit im Jahr leer, lernen wir später von Einheimischen, ich kann nicht verstehen, wieso man in so einem Ambiente nicht 365 Tage des Jahres verbringen will. What a waste. Parken darf man nur an ein oder zwei ausgewiesenen Orten, die Bewohner, wenn sie denn mal da sind, wollen unter sich bleiben. Lassen wir sie.

Zum Brunch halten wir einfach dort an, wo es einladend aussieht und das ist im Hampton Maid in Hampton Bays. Wie sich herausstellt, einer der ältesten und kultigsten Breakfast-Places in den Hamptons. Es ist belebt, sieht aus, als wenn sich Locals hier treffen, vor allem Frauen, solche, die mehr als nur ein Wochenende die Annehmlichkeiten des luxuriösen Get aways geniessen. Und die Preise sind reasonable für das leckere Frühstück, man hat Blick aufs Wasser und es ist einfach schön. Wir fühlen uns angekommen.

Next Stop:  Das Meer ist frisch, es ist noch kalt, Shorts und dicker Pulli müssen sein, zum Baden ist es nur für die ganz Harten. Wir sind von unseren Dänemark-Trips einiges gewohnt, hier ist es ähnlich wild und weit. Und auch hier dürfen Autos an den Strand fahren, anscheinend entlang der ganzen Küste, sofern sie die Regeln (siehe Schild) einhalten. Einige Selbstdarsteller sorgen dann tatsächlich für kinoreife Szenen, weil sie natürlich stecken bleiben im weichen Sand, ein Schauspiel, auf das man gerne verzichten kann.

Wir haben das Glück, zwei Nächte im einem Haus von Bekannten schlafen zu können, so dass wir einen Eindruck vom Lifestyle bekommen. Die Besitzer sind noch nicht angereist, das riesige Haus aber strahlt Wärme und unfassbare lässige Eleganz aus. So will man es haben. Wir schauen uns East Hampton an, entdecken lauter schöne kleine Boutiquen, die aber im Prinzip nichts anderes im Sortiment haben, wie die Stores downtown NY auch. Sogar ein Ableger von What Goes Around Comes Around hat es neu in die kleine City geschafft, der erste des 24 Jahre alten mega Vintage Stores in Soho New York (den wir später noch besucht haben, New York Experience) in dieser exklusiven Shoppinglage. Aber irgendetwas typisch und einzigartig Hampton Style – Fehlanzeige. Die Looks sind bekannt, Plattformen wie goop sorgen dafür, dass global im Hampton Style gelebt werden kann, ob in puncto Mode, Wohnen oder Food. Wir lernen: Es gehört hier zum guten Ton, morgens Bagels zu essen, am besten im Café und gucken, wer sonst noch so kommt und geht.

Vier weitere Nächte können wir bei einer Künstlerin verbringen, die ihr Haus in Bridgehamptom gelegentlich komplett vermietet und dann in ihr Atelier umzieht. Wir dürfen ins Heiligste, ins Atelier und schlafen auf einer Empore mit Blick auf Contemporary Art, dazu mehr in einer nächsten Story.

Ein Highlight: Montauk, der äusserste Punkt der Hamptons, Naturschutzgebiet und Surfer-Eldorado. So früh wie wir ist keiner unterwegs und so haben wir den berühmten Leuchtturm von Montauk ganz für uns alleine. Wir erkunden den Ort, als die ersten Memorial-Day-Urlauber schon anreisen, und es wird crowded. Auffallend: Das Thema Nachhaltigkeit ist angekommen in den Hamptons. Viele Läden vor allem hier in Montauk bieten nachhaltige Mode an, ob aus recycelten Materialien oder in Cooperativen hergestellt. Auch die Jungs von Bureo, einer Initiative, die in Santiago in Chile und in Ventura, Californien, aktiv ist und Fischernetze recycelt, um daraus Skateboards, Sonnenbrillen und vieles mehr zu machen, kommen ursprünglich von hier.

Das Prädikat Lieblingsort zum Bummeln aber geben wir Sag Harbour. Viel Flaniermeile, der gemütliche Hafen, leckeres Essen.

Sightseeing: Es gibt eine alte Rennstrecke in den Hamptons, die heute einer der exklusivsten Golfclubs der Welt ist. The Bridge’s Clubhouse ist ein architektonisches Juwel, aufgenommen wird man in diesen Club nicht, der Club bzw der Besitzer Robert M. Rubin, sucht sich seine Mitglieder aus. Die Aufnahmegebühr bzw die Beteiligung soll US $ 750 000 betragen, aber das sind nur Werte, die im Web kursieren. Rubin hat selbst auf der Rennstrecke früher Runden gedreht und kaufte das Land, als die Lärmemissionskommision lauten Unfug auf der Insel verbot. Golf kam zufällig, Rubin wollte nur verhindern, dass der geliebte Flecken Erde Immobilienspekulanten zum Opfer fällt. Designer des Course: Rees Jones. Auch wenn man als Normalbürger kaum etwas ausrichten kann, ist der Flecken Erde einen Abstecher wert und wer weiss, wenn man jemanden kennt der jemanden kennt, der in diesem Club ist, dann kann man vielleicht hier auch mal abschlagen.

Nach sieben Nächten verlassen wir das Island. Vielleicht schaffen wir es mal, ein Haus am Meer zu mieten. Dann, wenn absolutely nobody kommen will und nur die Locals da sind oder vielleicht sogar die in wärmere Gefilde geflüchtet sind, und die Häuser deswegen super günstig angeboten werden, dann könnte man die unbestritten intensive Mystik dieses Strandes vielleicht auskosten. One of these days. 

PS: Die Katze, die haben wir übrigens in Bridgehampton entdeckt. Und mit ihr einen ganzen Garten voll mit zugewachsenen Automobilen. 

 

 

 

 

 

2 Comments

  1. Cooler trip und schöne Story Dörte! Bei Montauk fällt mir nur Max Frisch ein , dessen Story aber auffallend «zu hoch» für mich war. Deine Bilder erzählen aber eine ganz andere total lebendige Geschichte. Dolle Sache!

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